
Der organisierte Fastowend in Wissen oblag zu jener Zeit (in den 1930er-Jahren und Ende der 1940er-Jahre) in den Händen der Wissener Karnevalsgesellschaft „Fidele Altstädter“.
Dazu der Hinweis: Zur Zeit der nationalsozialistischen Machthaber agierten Mitglieder der Fidelen Altstädter nicht im Sinne der Nationalsozialisten. Daher kam es 1937 zum kompletten Verbot karnevalistischer Aktivitäten in Wissen. Das beinhaltete: keine Fastowendssitzungen, keine Fastowendsbälle und kein Fastowendszuch.

Einige Jahre nach dem Krieg, man schrieb das Jahr 1949, waren die Fidelen Altstädter der Ansicht, die Zeit sei gekommen, den „Wesser Fastowend werer os derm Zwangsschlof ze wecken“. Also zogen 1949 die Fidelen Altstädter mit einem Pferdegespann am „Fastowendssonndach no dr letzten Mess off derm Marktplatz“. Ihre Botschaft war: „Mer feijern werer Fastowend, mer senn werer do.“


Em kummenden Johr (1950) ging et dann awer werer richtisch loss, bahl su wie fröher. Die ersten Karnevalssitzungen wurden abgehalten und auch der traditionelle Fastowendsszuch zog wieder durch die Straßen von Wissen. Einige tausend Menschen säumten innerorts die Straßen, um sich auch diesen Teil des wiedererwachten Brauchtums nicht entgehen zu lassen.
Prinz in dem Jahr, der erste wieder nach dem Verbot und nach dem Krieg, war Karl Heinz I. Seifer.
Präsident der Fidelen Altstädter war zunächst noch Fritz Ehlgen. Bei der ersten wieder stattfindenden Prunksitzung nach dem Krieg übergab er das Präsidentenamt (infolge Berufs- und Wohnungswechsel) an den Protokollarius der Fidelen Altstädter, Hubi Deipenbrock.

Die Nachfrage nach karnevalistischen Veranstaltungen in Wissen war so groß, sodass mehrere Sitzungen abgehalten werden mussten. Etliche Karnevalssitzungen und Fastowendsbälle, sowohl die der Wissener Karnevalsgesellschaft (kurz: KG), als auch von Gruppen und Vereinen, fanden damals „en Schünsten em Heckenbückersch Saal“ statt, aber auch im Saal der Gaststätte in Nisterbrück. Die Sitzungen der Wissener KG wurden aber ausnahmslos „en Schünsten em Heckenbückersch Saal“ abgehalten.
ANMERKUNGEN:
In Folge des Krieges und damit auch die Zerstörung von Wissen durch Bomben, gab es keine geeigneten Räumlichkeiten mehr, in denen Sitzungen abhalten werden konnten. Die Säle im Ortskern von Wissen lagen in Trümmern und waren noch nicht wieder aufgebaut worden. Allerdings die Säle in den umliegenden Ortschaften von Wissen, wie in Nisterbrück und Schönstein, waren nicht zerstört und so wurden die Fastowendsfeiern dort abgehalten.
Nach einer gelungenen und erfolgreichen Session 1950 sahen sich die Fidelen Altstädter veranlasst, den Gesellschaftsnamen in „Wissener Karnevalsgesellschaft 1856“ zu ändern. Den Vorsitz übernahm Paul Olbertz, ihm zur Seite stand der Ältestenrat sowie der Elferrat.
Titelfoto: Eine der ersten Fastowendssitzungen nach dem Krieg. Stehend Altkarnevalist Karl Steilen, einer der Initiatoren, dass wieder Fastowend gefeiert werden sollte.
Siehe auch: Wie der Esel zum Wappentier der Wissener Karnevalsgesellschaft wurde.



