Militär zog zu allen Zeiten durch unsere Region. Dies geschah wieder einmal als nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813, der Rest der napoleonischen Truppen in wilder Hast versuchten französisches Gebiet zu erreichen. Die Gewinner der Schlacht, Preußen, Russland und Österreich, folgten den fliehenden französischen Soldaten.
In einem Bericht aus dem Archiv der Siegblätter, einem Vorläufer der Rhein-Zeitung, steht geschrieben, dass an einem regnerischen Novembertag Kosaken von Kirchen kommend über die (alte) Poststraße und die Siegbrücke beim Zollhaus in Wissen in den Ort eindrangen. Da aber Wissen sich noch nicht vom großen Brand im September 1788 erholt hatte, zogen die Kosaken weiter nach Schönstein, wo sich damals auch die Verwaltung befand. Außerdem mag sie das bewohnte Schloss angezogen haben. Ihr Weg führte sie über den Heister (einen anderen gab es damals noch nicht) hinunter nach Schönstein am sogenannten Darrhaaf (Dürrhof) vorbei. Ab der Kosakenbesetzung bekam dieser Ortsbereich den Namen Viehhof. Hier ließen sie ihre Geschütze und Wagen stehen. Die Pferde kamen in die Schlossstallungen und in die Scheunen des Dorfes. Die Offiziere quartierten sich im Schloss ein, Unteroffiziere und Mannschaften bei den Bürgern. Die Bewohner hatten nun für die Verpflegung zu sorgen. Das Vieh musste am „Viehhof“ abgeliefert werden, wo es geschlachtet wurde. Fleisch was nicht gleich verzehrt wurde, verarbeiteten sie zu Dauerwurst.
Eines Tages machte den Gerbermeister Ludwig Kettengerassel hellhörig. Er hatte seine zwei besten Kühe in der Gerberei zwischen den aufgehängten Kuhhäuten versteckt. Ludwig, so wird berichtet, ein großer kräftiger Mann, nahm einen Feuerbläser und ging damit bewaffnet in die Gerberei, in der zwei Kosaken waren, die schon eine Kuh losgebunden hatten. Es kam zum Kampf, wobei einer der Soldaten kampfunfähig geschlagen wurde. Der andere floh, kam aber später mit Verstärkung wieder, um seinen verletzten Kameraden zu bergen und den Gerbermeister aber dann auch gefangen zu nehmen. Dieser kam in den südlichen, an der sogenannten Gartenbrücke befindlichen Schlossturm. In der ersten Nacht gelang schon die Befreiung des Gefangenen. Die Leute, bei denen der Wachposten in Quartier war, hatten ihn mit einer gehörigen Portion Branntwein „abgefüllt“. — Über dies hatten die Kosaken ohnehin einen abnormen Verbrauch daran. — Der befreite Ludwig verbarg sich in einem oberhalb des Dorfes gelegenen Bergwerk, in dem Bergleute ihrer Arbeit nachgingen. Hier war ein gutes Versteck und er konnte auch leicht verpflegt werden, denn die Kosaken wären nicht um alles in der Welt in ein solches Loch gegangen. Dem Kommandeur der Truppe lag nicht viel an der Aufklärung des Falles. Er und seine Offiziere ließen es sich bei der gräflichen Familie auf dem Schloss gut gehen. Mit Vorliebe beteiligten sie sich an der Jagd. In der ersten Dezemberhälfte rückten die Kosaken dann in westlicher Richtung wieder ab. Vermutet wird, dass Marschall Blücher, der im November des gleichen Jahres vorübergehend in Altenkirchen sein Quartier hatte, sie mit nach Kaub beordert hatte, wo er, wie bekannt ist, den Rhein überquerte.
Eine andere Geschichte berichtet von einer weiteren Begegnungen mit Kosaken in dieser Zeit, die aber kein gutes Ende nahm.
Nach Fähringen, unweit von Diedenberg – gelegen ungefähr auf dem Weg zwischen Wingendorf und Friesenhagen –, kamen am letzten Nachmittag des Jahres 1813 Kosaken und verlangten Essen für sich und Futter für ihre Pferde. Der Bauer holte das Futter, dabei entdeckten sie ein schönes schwarzes Pferd. Mit einem Säbelhieb verwundeten sie den Bauern am Arm, banden ihn sodann an ein Pferd, nahmen das schwarze Pferd mit und ritten bis nach Wöllenbach. Dort sperrten die Kosaken den Bauern in die Schmiede ein. Sie selbst betranken sich in der Wirtschaft, sodass sie auf dem Fußboden liegen blieben und fest schliefen. Der Wirt wollte den Bauern befreien, doch der hatte an einem scharfen Eisenstück den Strick mit dem er festgebunden war, durchgescheuert, sich so selbst befreit und war geflohen. Im Dunkeln ging er durch den Wald nach Fähringen zurück, doch durch den hohen Blutverlust war er geschwächt und musste sich öfters ausruhen. Es war Morgen geworden, als er in die Nähe von Diedenberg kam und sich wieder ausruhen musste. Als die Sonne aufging und Leute zur Kirche gehen wollten, fanden sie ihn tot am Wegesrand. An dieser Stelle wurde dann ein Holzkreuz errichtet – das sogenannte „Russenkreuz“ – welches heute noch dort steht.