Mit dem Bau der Koblenz-Olper Bezirksstraße, in den Jahren 1840 bis 1842, die auch durch Wissen führte, änderten sich die Verkehrsverhältnisse und die Wirtschaftssituation, besonders auch in Wissen.
Einen weiteren Beitrag dazu leistete die Anbindung der Siegstrecke an die Koblenz-Olper Bezirksstraße, die in Roth zusammentrafen. Damit wurde eine kürzere Verbindung mit dem Siegburger und Kölner Raum geschaffen.
Vor allem verbesserte sich die Anbindung des Rheinlandes mit der hiesigen Region, im speziellen auch mit Wissen, mit dem Sieger- und Sauerland sowie weiter bis nach Westfalen und umgekehrt. Günstig wirkten sich diese Verkehrsadern auf die heimische Eisenindustrie aus.
Die so geschaffenen Verkehrswege hatten einen durchaus positiven Einfluss auf die Wissener Wirtschaft. Der Ort blühte auf und die neue Bezirksstraße, (die heutige Rathausstraße, damals erhielt sie den Namen Kaiserallee) entwickelte sich im Laufe der Zeit zur Hauptstraße und veränderte das Ortsbild von Grund auf.
Die alte Hauptdurchgangsstraße – die heutige Marktstraße – wurde mehr zur Nebenstraße. Sie verläuft in Nord-Süd-Richtung im Gegensatz zur neuen Hauptstraße, die in etwa in Ost-West-Richtung verläuft.
Einmal mehr veränderte sich die Verkehrssituation und somit der Transport von Gütern und Personen, als am 1. August 1860 die Deutz-Gießener Eisenbahn bis Wissen fertiggestellt worden war und in Betrieb genommen wurde. Der Bau der Siegstrecke verhalf ebenfalls der heimischen Eisenindustrie, zunächst bis zur Mitte der 1880er-Jahre, zu einen enormen Aufschwung, nicht zuletzt durch den Anschluss an das rheinisch-westfälische Industriegebiet.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie erhielt Wissen am Ende des Bauabschnitts Eitorf–Wissen den ersten Bahnhof im Kreis Altenkirchen. Er bestand aus dem Empfangsgebäude am Streckengleis und einer Güterabfertigung neben dem Bahnhof mit dem dazu gehörigem Ladegleis.
Im Jahre 1873 begann der Bau der Alfredhütte in der Nähe des Bahnhofs, deren hochragende Schornsteine viele Jahre das Bild von Wissen prägten. Zuvor war 1870 mit dem zweigleisigen Ausbau der Siegstrecke begonnen worden. Die Bahnanlage in Wissen war durch zusätzliche Gütergleise erweitert worden. Für die Versorgung der Lokomotiven erhielt Wissen eine kleine Lokstation. Sie war eine Außenstelle des Bahnbetriebswerkes Betzdorf. Wo diese stand, kann man heute nur noch erahnen.
Am 1. Oktober 1890 war die Wissertalbahn als Nebenstrecke zwischen Wissen und Morsbach eröffnet worden. In späteren Jahren bestand die Möglichkeit, über weitere Streckenverbindungen von Wissen aus durchs Bergische Land bis ins Ruhrgebiet zu gelangen. Das Ende dieser Bahn kam am 19. März 1945. Durch die Bombardierung von Teilen der Gleisanlagen musste der Betrieb einstellt werden.
Der Bau des Wissener Weißblechwerkes begann im Jahre 1911 und wurde am 12. April 1912 in Betrieb genommen. Bedingt durch die Produktion des Weißblechwerkes und dem stärker aufkommenden Güter- und Personenverkehr, wurde die Eisenbahn vor neue Herausforderungen gestellt. Mittlerweile war der Bahnhof den Anforderungen mit den vorhandenen Möglichkeiten nicht mehr gewachsen und die Eisenbahnverwaltung war gezwungen, das Empfangsgebäude umzubauen. Die Güterabfertigung mit den Ladegleisen und Ladeplätzen wurde nach Westen verlegt. Es entstand das Areal des Güterbahnhofs, auf dem sich auch Firmen ansiedelten.
Während der Umbau- und Neubauarbeiten, brach der Erste Weltkrieg aus. Dadurch verzögerten sich die Arbeiten, konnten jedoch im dritten Jahr fertiggestellt werden. Nach dem Krieg waren sowohl die Eisenbahn wie auch die Gleisanlagen ziemlich heruntergewirtschaftet. Nicht gerade günstig auf die Wiederherstellung des Bahnbetriebes wirkte sich die dann noch einsetzende Inflation aus. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis der Eisenbahnverkehr wieder ordnungsgemäß abgewickelt werden konnte.
FOTOS: Archiv F. Ludwig Passerah, Sammlung H.-W. Alfes, Archiv PENs-Journal