Im Jahr 1953 gab es einige Änderungen beim Wesser Fastowend.
♦ Fastowend wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Wissen wieder seit 1949 beziehungsweise 1950 und ab dann wieder wie in alten Zeiten gefeiert. Die Fastowendssitzungen konnten lediglich in den Sälen der Gastwirtschaften in den umliegenden Ortschaften, sozusagen in den Vororten von Wissen, wie Nisterbrück, Köttingen und vor allem in Schönstein im Heckenbückersch Saal, abgehalten werden. Diese waren weitestgehend von Zerstörungen verschont geblieben. In der Siegstadt selbst gab es keine geeignete Räumlichkeit mehr, um dort Sitzungen abzuhalten. Beim Bombenangriff am 11. März 1945 waren so gut wie alle Säle in Wissen zerstört worden.
RANDNOTIZ
Auf Grund des großen Zuspruchs der Wissener Bevölkerung für den wieder erwachten Wesser Fastowend und nach einer gelungen Session 1950 sah sich die Karnevalsgesellschaft Fidele Altstädter veranlasst, den Namen in Wissener Karnevalsgesellschaft 1856 umzubenennen.
Fastowendssitzungen 1953 erstmals im Kino
Das alte Wissener Kino mit dem Namen „Film-Palast“ befand sich bis 1945 in der heutigen Marktstraße. Hier wurden jedoch nie Fastowendsitzungen abgehalten. Beim großen Bombenangriff am 11. März 1945 wurde das Kino zerstört. Im August 1948 eröffnete das neue Kino mit dem Namen „Film-Theater“ im Richtweg, ausgestattet mit 500 Sitzplätzen, Logenplätzen auf einer Empore und Einzellogen. Nach einiger Zeit erfolgte der Anbau einer Bühne. Durch diese Erweiterung war eine vielfältigere Verwendung des Kinos möglich, wie beispielsweise für Orchesterkonzerte und Theateraufführungen.
Ab 1953 war dann auch die Möglichkeit gegeben, dass die Fastowendssitzungen der Wissener Karnevalsgesellschaft 1856 im Kino stattfinden konnten. Ansonsten bot sich noch keine andere geeignete Räumlichkeit in der Ortsmitte von Wissen dafür. Bis 1960, mit Ausnahme 1959, das Kino wurde renoviert, wurden die Sitzungen im Kino abgehalten. Danach stand das Kino für die Sitzungen nicht mehr zur Verfügung.
ANMERKUNG
Schon seit Jahrzehnten hat das Kino seine Pforten wieder geschlossen. Jetzt befindet sich dort ein Einkaufsmarkt.
Tollität der Wissener Karnevalsgesellschaft 1856 war im Jahr 1953 Prinz Seppl I. (Josef) Deipenbrock. Mehrere Sitzungen wurden abgehalten. Wie es so üblich war, ging die erste Sitzung am ersten Samstag nach Neujahr über die Bühne. In der Sitzung wurde aber noch nicht der Prinz proklamiert. Das geschah in der darauf folgenden Sitzung, die dann erst ein oder zwei Wochen vor Fastowend stattfand.
ANMERKUNG
Obwohl die Fastowendssitzungen ab dem Jahr 1953 im Kino in Wissen stattfanden, wurden dennoch die Fastowendsbälle weiterhin in den Sälen der umliegenden Ortschaften von Wissen, insbesondere in Schünsten em Heckenbückersch Saal abgehalten. In Wissen selbst wurde aber auch in den Gaststätten gefeiert „on bi Herings om Bahnhof kunnde jedanzt wern“. Dort spielte eine Combo aus ortsbekannten Musikern zum Tanz auf.
Das erste Funkenmariechen im Wesser Fastowend
Vor dem Zweiten Weltkrieg und in den Jahren 1950, 1951 und 1952, waren im Gefolge des Prinzen, außer dem Elferrat und dem Ältestenrat, die Altstadtliesel. Diese wurden von Männern in Frauenkleidern dargestellt. Der Ursprung dieser Darstellung liegt in der Wissener Altstadt. Wie es dazu kam ist nicht schlüssig festzustellen.
ANMERKUNG
Im Kölner Karneval war es in früher Zeit üblich, dass das Funkenmariechen und die Marketenderinnen von Männern dargestellt wurden. Erst seit 1936 gibt es weibliche Funkenmariechen.
Ob es da einen Zusammenhang oder eine Verbindung nach Köln gab und daraus in Anlehnung an die Marketenderinnen die Wissener Darstellung der Altstadtliesel sich entwickelt hatte, ist nicht bekannt beziehungsweise konnte bisher nicht definitiv belegt werden, wäre aber durchaus denkbar.
Führende Köpfe im Wesser Fastowend beschlossen, dass zukünftig ein Funkenmariechen und ein Herold den Prinzen begleiten soll und nicht mehr zwei Männer in Frauenkleidung. Wenn es auch der Historie entspricht, wäre dies wohl nicht mehr angebracht, war die Meinung.
Für die Session 1953 wurde also ein Funkenmariechen gesucht. Intern war ein Hinweis beim Vorstand der Wissener Karnevalsgesellschaft (KG) eingegangen, dem auch nachgegangen wurde.
Kunigunde Herrmann war in der Chorprobe im damaligen Gasthof Ehlgen. Dort erhielt sie einen Anruf mit der Bitte, nach Hause zu kommen. In der Wohnung erwarteten sie Hubi Deipenbrock (Präsident der Wissener KG) und Seppl Deipenbrock (Prinz im Jahr 1953) sowie Josef Langenbach (hoch geschätzter Büttenredner). Diese drei gewichtigen Personen im Wesser Fastowend hatten bei ihrer Mutter schon um das Einverständnis angefragt, (suzesan vürjeglüht) ob ihre Tochter Funkenmariechen in der kommenden Session werden dürfte. Diese Frage an Kunigunde gerichtet, bat sie um eine Bedenkzeit und gab dann ihre Zusage. Somit war Kunigunde Hermann das erste Funkenmariechen nach dem Krieg und blieb es drei Jahre, von 1953 bis 1955. Das Funkenmariechenkostüm wurde vom Hofschneider der KG, Otto Wilmeroth, genäht.
Seit dem gibt es fast ohne Unterbrechung bis heute, Funkenmariechen bei der Wissener Karnevalsgesellschaft. ♦