Mer träfen ous dann bi Olberz


Seit dem Jahr 1950 wird in Wissen wieder Fastowend gefeiert. Man schreibt das Jahr 1952. Im Herbst 1951 haben die Verantwortlichen der Wissener Karnevalsgesellschaft mit den Vorbereitungen für die Session 1951/1952 begonnen.

Dass Schönsteiner und Wissener gerne Sticheleien untereinander austauschten, ist hinreichend bekannt. So war es auch vor der Session 1951/52.


Wesser Fastowend 1952 un wie me dann Prenz wird

Der Steckbrief der Schönsteiner, mit dem sie den Wissenern „helfen“ wollten, den richtigen Prinz Karneval zu finden. Als Chef der Paulsgarde bezeichneten die Wissener den damaligen Ortsbürgermeister Paul Schmitz. Somit war die Paulsgarde keine Garde der Wissener Karnevalsgesellschaft, vielmehr wurde von der Wissener Bevölkerung scherzhaft so die Polizei bezeichnet.

Um die Suche der Wissener nach dem geeigneten Prinz Karneval zu erleichtern, hatten die Schönsteiner Handzettel drucken lassen.

Die Figur sollte der Prinz in etwa wie Prinz Karl-Heinz I. Seifer, genannt Pelikan, aus dem Jahr 1950 haben. Weitere Attribute wären das Portemonnaie wie Prinz Erni I. (Ernst) Müller aus dem Jahr 1951, das Gesicht wie Clemens I. Stahl, Prinz des Jahres 1936 und den Witz wie Emil Schupp, der bekannt war für seine Büttenreden.

Als Unterzeichner wird der Chef der Paulsgarde angegeben, womit der damalige Ortsbürgermeister Paul Schmitz gemeint war.

Die Verantwortlichen der Wissener Karnevalsgesellschaft ließen ihrerseits einen Handzettel mit der prompten Antwort drucken, den Prinzen für die kommende Session gefunden zu haben.

Ohne großes Aufsehen und ohne es zunächst publik zu machen, hatte der Vorstand der Wissener Karnevalsgesellschaft Benno Stahl zum Prinzen für das Jahr 1952 auserkoren und das kam so:

 

Bei einem Treffen im damalige Café Olberz auf der Rathaustraße wurde die Person, die vom Vorstand der Wissener Karnevalsgesellschaft auserkoren worden war, darauf vorbereitet, dass er das Amt des Prinzen in der kommenden Session übernehmen sollte.

Im Herbst 1951 überlegten die Aktiven der Wissener Karnevalsgesellschaft, wer der geeignete Prinz in der kommenden Session sein könnte. Um darüber zu beratschlagen, hatten sich die Organisatoren des „Wesser Fastowends“ im damaligen Café Olberz in der Rathausstraße verabredet.
Zu dem Treffen hatten sie auch einen jungen Mann eingeladen, Benno Stahl. In einer unterhaltsamen Atmosphäre wurde Verschiedenes besprochen, bis plötzlich einer der Vorstandsmitglieder zu Benno Stahl sagte: „Benno, du künnst ejentlich in d’r kummenden Session dern Prinzen machen. Du wärst d’r richtije Mann dofür.“ „On domet wor ouch alt dat Meste jeschwatt, on esch wor op enen Schlach Prenz em Wesser Fastowend“, erzählte Benno Stahl, der so kurzerhand zum Prinzen für die Session 1951/1952 auserkoren worden war. Ihn beschlich eine leichte Skepsis „op dat och alles su strack ablöft“. Bei den Vorbereitungen wich dann die Skepsis. „On domet gov et och kene Bedenken mi“, erinnert er sich. Schneidermeister Otto Willmeroth,  Hofschneider der KG, wurde damit beauftragt, ein  neues Prinzenkostüm für ihn zu nähen.

 

Fastowendssonndach 1952 auf dem Marktplatz. Die Schlüssel des Rathauses werden von Amtsbürgermeister Josef Küppenbender an Prinz Benno I. Stahl übergeben. Symbolisch überträgt er ihm damit die Amtsgeschäfte für das Amt Wissen bis Aschermittwoch. Vom Erker der Gaststätte Müller-Stocks wurden dann die 11 närrischen Paragrafen verkündet, die ebenfalls ihre Gültigkeit bis Aschermittwoch hatten. Auf dem Foto von links Elferratsmitglied Erwin Theis, Amtsbürgermeister Josef Küppenbender, Prinz Benno I. Stahl und Präsident Hubi Deipenbrock.

 

Zwei Wesser Jongen aus derm Unnerdorf: Prinz Benno I. Stahl und Herold Herbert Theis bei einer Fastowendssitzung in Schönstein im Heckenbückersch Saal.

 

Prinz Benno I. Stahl auf seinem Prinzenwagen, der noch von Pferden gezogen wurde. Viele Besucher ließen sich den Karnevalszug 1952 nicht entgehen. Das Foto wurde in Höhe des beim Bombenangriff am 11. März 1945  zerstörten Bahnhofs aufgenommen, der noch nicht wieder aufgebaut werden konnte.

Diese Begebenheit ist ein Auszug aus dem Bildband „Mer feijern werer Fastowend“, der aber nicht mehr erhältlich ist.

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Paul Eberhard Nilius, Jahrgang 1950, ist gelernter Schriftsetzer und seit einigen Jahren als Journalist und Fotograf tätig. Seine Leidenschaft ist die Musik.